Buchveröffentlichung A. Hentschel, J. Hopfenmüller: Der lokale Staat - Vier Perioden der Soziogenese deutscher Städte Metropolis Verlag Dezember 2016

Der lokale Staat -Vier Perioden der Soziogenese deutscher Städte
Metropolis Verlag Dezember 2016

Der Begriff „lokaler Staat“ steht für das örtliche Subsystem des Zentralstaats, das in einer hierarchisch strukturierten Gesellschaft nicht nur Ausführungsorgan des Zentralstaates, sondern ein Raum sozialer und politischer Positionskämpfe ist, die oft in Opposition zu ihren zentralen Institutionen stattfinden. Bei dieser soziogenetischen Analyse werden fachdisziplinären Grenzen – nicht nur zur Politikwissenschaft – überschritten. Die Studie baut auf den theoretischen Vorarbeiten von Karl Polanyi, Max Weber, Norbert Elias und Pierre Bourdieu auf und ergänzt sie durch eigene empirische Befunde. Staat, Stadt und Gesellschaft werden dabei nicht als getrennte Sphären behandelt. Das institutionelle Gefüge, das wir unseren Staat nennen, ist – so lautet die These - so sehr in unser soziales Leben eingelagert, dass wir uns nicht mehr daran erinnern, wie es als Ergebnis sozialer Kämpfe entstanden ist. Gegen diese „Amnesie der Genese“. “… die das Ergebnis jeder „gelungenen Institutionalisierung ist, jeder Institution, die sich erfolgreich durchsetzt und dadurch ihre Genese vergessen macht“ (Bourdieu) stellen die Autoren eine relationale theoretische Rekonstruktion sozialhistorischer und empirischer Befunde als „Gegengift“. Sie wollen damit zeigen, dass der zentrale und der lokale Staat ebenso wie die teilautonome Sphäre des Marktes und der „Ökonomie“ geschichtliche Erfindungen sind, historische Artefakte, und sie wollen ebenso zeigen, „daß unsere Denkweisen Erfindungen des Staates sind.“ (Bourdieu) Dieses Neudenken der Genese ist ein Mittel gegen politische Ohnmacht. Denn das, was das „soziale Leben“, unsere Vorfahren und wir selbst geschaffen haben, können wir auch ändern.